
35 Jahre Onkelz – Eine magische Union und Verbindung mit dem Publikum.
35 Jahre: Gehasst, verdammt, vergöttert. Soll das jetzt alt und lange sein? Monumental ist es auf jeden Fall, in Bezug auf die heutige Lebenserwartung einer Rockband. Kaum eine schafft länger als
zehn Jahre, ohne sich anzukotzen. 35 Jahre sind länger als lebenslänglich und ein festerer Bund als viele Ehen. Darauf darf man stolz sein, auch wenn da diese neun Jahre fehlen. Scheiß der Hund
drauf! Der Spirit lebte in dieser Zeit weiter und mitunter wurde gestorben und auferstanden. Fakt ist: Wir haben den Erfolg überlebt und viel wichtiger, unser Scheitern! Treten wir etwas zurück
und betrachten das große Ganze.
Wo waren wir? Stimmt: Im arschkalten November 1980 in ein Land gespuckt, das keine Onkelz haben wollte, bis heute keine Onkelz haben will und genau deshalb Onkelz bekommen soll, bis es kotzt,
amen. Erinnern wir uns kurz noch mal an die bunten Haare, an die kurzen Haare und an „die Haare bis zum Arsch“. Dazu ein Kessel Buntes an Rauchschwaden, blutigen Nasen, vollen Krügen und einer
gewissen Prise Wahnsinn. Und natürlich Reifeprozesse – bei jedem Einzelnen.
Wir halten einen Schatz in den Händen – das wissen wir heute besser als je zuvor. Das Onkelz Ding ist außer Kontrolle geraten, hat allen Widerständen getrotzt und hat mit eurer Hilfe dazu
geführt, dass die Welt unsere Visagen über einen Zeitraum von 35 Jahren ertragen musste. Zwischen Sündenfall und Läuterung, Derbheit und Verfeinerung durften wir existenzielle Erfahrungen von
Glück und Verzweiflung, Enttäuschung und Liebe mit euch teilen.
Wir dienten als Protestobjekt: Skandalös, provokativ, kontrovers für die einen, geliebt, vergöttert und idealisiert von hunderttausend anderen. Es heißt: Geliebt wirst du dort, wo du erkannt
wirst. Offensichtlich habt ihr etwas in uns erkannt, wir behaupten: euch selbst. Tugenden können vorgetäuscht werden – Laster sind echt. Wir hatten so viel Glück, dass rein statistisch etwas
schief gehen musste. Ihr wusstet, dass ein Vorbild nicht perfekt sein muss, das Scheitern und Irren gehört dazu. Das alte Spiel von Gut und Böse. Wir wurden zu dem was wir sind, weil ihr es
geliebt, gelebt und getragen habt, es „wertvoll“ gemacht habt. Für heute, morgen und für immer. Manches kommt, manches geht, das was wir teilen bleibt für immer. Eine magische Union und
Verbindung! Wir hängen zusammen wie die Glieder einer Kette. Denn: Auch hundert gesungene Lieder, tausend gemeinsam geteilte Erfahrungen und das beste Bandgefühl reichen nicht für 35 Jahre aus,
wenn den Scheiß keiner hören will. Der Antrieb und die Kraft des Onkelz-Druckkessels, der seid ihr. Außerdem Inspiration, Energie und Erdung.
Das Herz hat Gründe von denen der Verstand nichts weiß, das Noumenon ist nur mit dem Geist zu erkennen. Wäre es nicht wahr, müsste man diese Geschichte unbedingt erfinden und darüber schreiben.
Vielleicht ist das alles ja nur ein Traum. Träumen wir einfach weiter….
Wir fühlen uns ermutigt und angefeuert. Wir bleiben!
